Seit Ostern hängt Martins blöde Bemerkung wie ein Schatten über mir. Verdirbt mir jedes Gipfeli, jeden Spritz und jede Stunde Strickzeit. ![]()
Und kaum sitze ich wieder den ganzen Tag im Büro, melden sich Rücken und Nacken. Die Sommerhitze kann ich nicht mehr als Ausrede vorschieben – und im Grunde genommen hat Martin ja gar nicht so Unrecht.
Also habe ich mich überwunden und bin auf dem Heimweg in ein Fitnesscenter gegangen, um mich anzumelden. (Natürlich nicht in Martins Center!) ![]()
Das Universum erbarmte sich meiner Gesundheit. ![]()
Also ging ich am nächsten Tag hin, stellte mich unangenehmen Fragen (immerhin rauche ich nicht…) und wurde von einer jungen Trainerin, die so tat, als hätte sie mich verstanden, instruiert. Sie lobte mich ständig, parkierte mich dann aber zwischen Crosstrainer und Beinpresse und wandte sich bald jemandem zu, der mehr Testosteron zu bieten hatte als ich…
Ich tat brav, was man mir sagte – und war hauptsächlich damit beschäftigt, nicht von den Geräten zu fallen.
Zum Abschluss setzten wir uns an ein kleines Tischchen. Es gab einen Protein-Shake. Dazu schob sie mir einen Jahresvertrag und einen Kugelschreiber hin. ![]()
Genau in diesem Moment klingelte das Handy. Conny.
Sie schwärmte, sie habe gelesen, dass Stricken quasi ein Anti-Ageing-Mittel sei, weil es die Feinmotorik trainiere und die Nervenbahnen und das Gehirn aktiviert. „Hast du nicht eine Strickanleitung für deine schönen Gästehandtücher? Ich will das auch probieren!“
„Ja, klar, Conny“, sagte ich. „Ich schreib’s dir ins Reine, so dass du drauskommst.“ Gut, dass ich inzwischen alles in meinen Jahresplaner schreibe
und nicht mehr auf lose Zettel, die ich dann nicht mehr finde.
Später schrieb ich Martin ein WhatsApp:
Und von Conny kam noch ein
.
Und auf dem Tisch liegt jetzt der neongelbe Fitnesscenter-Badge wie ein Mahnmal neben meinem Strickzeug… ![]()
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